Ernst Wilhelm Pickhardt 1825 – 1912

Ernst Wilhelm Pickhardt

Er war verheiratet mit Emilie Nohl und hatte mit ihr sieben Kinder. Er erlebte als Kaufmann den ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung seiner Zeit. Mit einem Herrn Sybel betrieb er in Gummersbach eine Wollspinnerei und Jackenfabrikation, trennte sich von seinen Partner und führte als erster im Jahr 1850 die in England entwickelte Shoddy-Spinnerei ein. Shoddy ist (gebrauchte entfärbte Wolle), auf einem “Wolf“ zerrissen und in einem besonderen Verfahren gesponnen. Damals unter dem Namen “Kunstwolle“ bekannt und im Oberbergischen zur Wolljackenfabrikation verwendet. 1858/1859 nahm er die erste Dampfmaschine in Betrieb.

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1861 kauft er das „Hammerhaus“ in Dieringhausen und errichtete mit seinen Teilhaber Bernhard Siebel eine weitere Spinnerei. 1876 übernahm die die Witwe Siebel die Leitung und firmierte unter W.B. Siebel.

Die Kunstwollfabrikation nahm im Lande einen ungewöhnlichen Umfang an. Es ist überliefert, daß er während des Krieges 1870/71 seine Produktion vervielfachen und dadurch ein Vermögen gewinnen könnte. Die damalige Spinnerei war ein Teil der heutigen Tapetenfabrik und wurde später 1907 nach Kloster bei Derschlag verlegt. Mit seinem Schwiegersohn Rudolf Siebert zusammen begründete er einige Jahre (07.04.1879) nach dem Kriege die heute noch bestehende Tapetenfabrik  Pickhardt & Siebert in Gummersbach, aus der er 1880 austrat, um sich ganz seinen religiösen Zielen zu widmen. Durch die “Erweckungsbewegung“, die sich, von England kommend im Oberbergischen stark ausbreitete, war er so in Anspruch genommen, daß er den größten Teil seiner Zeit dem Dienst durch Seelsorge und Stundenhalten an seine Glaubensgenossen hergab.

Haus Kaiser rechts

Ein von ihm oft zitiertes Wort: “Unser Gott hat eine bunte Haushaltung“, drückte er seine tolerante Gesinnung aus. Er unterstützte viele Bittsteller, oft ohne genügende Kritik. — Im Jahr 1870 erbaute er das, bis 1999 von den Pickhardts Nachkommen bewohnte Villa Kaiser Str. 75. Er wohnte darin mit seiner Frau Emilie geb. Nohl mit der er 7 Kinder hatte, bis zu deren Tode (1874) und danach mit seinen drei Schwestern, von denen er 1887 Wwe. Lorchen Kolk in Amerika abgeholt hatte. Alle Schwestern wurden über 90 Jahre alt, und waren als sehr liebenswürdig, aber ein wenig sonderlich bekannt. Er selbst hatte dieses Alter auch wohl erreicht, wenn ihn nicht ein betrunkener Fuhrmann überfahren hätte. (11.10.1912)

So geschehen auch am 19. August des Jahres 1907. Der Fabrikant Ernst Wilhelm Pickhardt aus Gummersbach wurde auf der Straße von Wipperfürth nach Hückeswagen zum Ziel einer bösartigen Attacke, berichtete der Oberbergische Anzeiger aus Engelskirchen. Als der Unternehmer nachmittags gegen 15.30 h oberhalb der Erstenmühle an mehreren Neubauten vorbeifuhr, „flog dem neben dem Chauffeur sitzenden Herrn Pickhardt aus Gummersbach plötzlich ein schwerer Ziegelstein an den Kopf. Blutüberströmt fuhr der Verletzte sofort zum Arzt hier.“ Der Verletzte überlebte, der Täter konnte aber nicht ermittelt werden.

 
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Ernst Wilhelm Pickhardt (1825-1912) mit seinen Schwester im Garten ,Haus Pickhardt, Gummersbach, 1909 Leopoline Selbach(Pickhardt), Elionore Kolk(Pickhardt), Johanna Pickhardt
Familie Siebert und die Töchter von Ernst Wilhelm Pickhardt ca. 1877 in Gummersbach v.l. 1.R. Richard Siebert (1846) , Robert Siebert (1841) , Reinhardt Siebert (1808) , Rudolf Siebert(1845), Adolf Siebert(1849) Eleonore Pickhardt(1856), Estelle Collet(1845), Gaston Siebert(1871) , Lisette Siebert(1809), Minna Pickhardt(1858), Paula Siebert(1873), Anna Löwen(1856)

 

Emilie 
v. 1. Rudolf Siebert

01.05.1850

1875

Ernst Heinrich 
v. Emilie Linden
v. 2. Julie Sohn
19.10.1853 1913
Elionore
v. Richard Siebert2078632
18.01.1856 1908
Minna2079552 Kopie
v. 2. Rudolf Siebert
05.04.1858 1949
Louise
v. Paul Brockhaus 2081066
21.09.1861 1926
Malchen 13.09.1863 1866
Carl
v. Berta Selbach ging 1904 nach Amerika
16.07.1867